Kabinengeflüster XXXVII von Gottfried Weise

16. Dezember 2016

Gottfried Weise2. Ü50- Fortuna´s irre Aufholjagd an der „Alten Försterei“

Das war der Clou des Pokalabends: Fortuna drohte der Sekundentod, Union lockte ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Die „Eisernen“ führten Augenblicke vor dem Abpfiff 3:2 gegen die „Zweite“ der Altliga Ü-50- Mannschaft von Biesdorf. Plötzlich drehte Jörg Müllers Team verzweifelt und erfolgreich an der Dramaturgie: Karsten Röwer, Torsten Schrumpf, Thomas Radatz – vom 1:3 zum 3:3. Wahnsinn pur. Fortunas irre Aufholjagd an der „Alten Försterei“ wurde noch mit einem erfolgreichen „Elfer-Krimi“ ( vom 9-Meter-Punkt) gekrönt. Peter Wichmann und Torsten Schrumpf erwiesen sich dabei als souveräne und nervenstarke Schützen. Die bange Frage: Taugt Jürgen Klawe zum 9-Meter-Killer ? Gegen Unions Manfred Zwiener war der ruhige „Lange“ chancenlos, einmal brauchte die „Uwe-Rutenberg-Entdeckung“ die Metallstange als Glücksbringer. Jetzt konnte Jürgen Klawe als Matchwinner aufsteigen – und packte es! Das scheinbar schon verlorene Glück war zurückgekommen.

Dabei ist die hauchdünne Entscheidung trügerisch. „An einem anderen Tag bekommt Union von uns sechs Stück“, ist Trainer Jörg Müller überzeugt: „Allein der sehr starke Keeper Bernd Kiske hat eine Handvoll todsicherer Chancen entschärft, wie ein Handballtorhüter.“ Peter Wichmann, Teamchef  der Ersten bei der Ü50 der Fortunen, zollte spontan Respekt: „Superleistung!“ Doch dafür, so der letzte Mann der Unioner, „kann ich mir leider nichts kaufen.“ Was beide Mannschaften an diesem Tag unterschied – es klingt wie ein staubiges Klischee, passt in diesem Fall aber absolut: Moral und Wille. „Ich möchte den sehen, der beim Stand von 1:3 noch einen Pfifferling auf uns gegeben hätte“, fordert Peter Wichmann ( mit bemerkenswertem Formanstieg) eine Reaktion heraus: „Da waren nur noch zehn Minuten zu spielen.“ Diese Typen mit Seele, Herz und Leidenschaft sorgten für die sensationelle Wende : Jürgen Klawe; Hans-Joachim Fink, Thomas Radatz, Jörg („Müllex“) Müller, Peter Wichmann, Andrè Weise, Karsten Röwer, Torsten Schrumpf, Sven Küchler.

Mit so einem Geschenk kann man sich doch viel vergnügter an die Weihnachtstafel setzen.

 

Weihnachtszeit – auch Zeit der Bilanzen. Aus diesem Grund stellen sich Trainer Jörg Müller und Peter Wichmann in einem Doppel-Interview.

 

Als Gerhard Schreiber, Jürgen Hinz, Micha Schuth  erfolgreich im Seniorenbereich als Trainer arbeiteten, sprangen vordere Plätze oder sogar Titel heraus. Warum findet man die Ü50 der Fortuna nur auf Rang 10 wieder ?

Jörg Müller: Im Gegensatz zur Ü40, wo man auf Klein – und Großfeld spielt, treffen sich bei der Ü50 die besten Fußballer aus Berlin nur auf dem Kleinfeld. Bei Hertha BSC oder Blau-Weiß 90 sind sogar Ex-Profis dabei. Das heißt im Klartext: Wir müssen schauen, dass wir in der Verbandsliga bleiben. Auf dem Toplevel können im Prinzip nur Jörg Rieck und Heiko Schickgram mithalten. Die Leistungsdichte ist enorm. So liegen zwischen uns und dem Dritten nur 6 Punkte. Ebenfalls nur 6 Punkte nach unten trennen uns vom Abstieg.

Peter Wichmann:

Peter Wichmann: Man darf nicht vergessen, dass wir eine fußballerisch richtig gute Truppe hatten, als wir Berliner Meister wurden. Ich denke an Micha Schuth, Dirk Kamin, Heiko Schickgram und Henry Rembach, der damals 7 Neunmeter hielt. Andererseits könnten wir meiner Meinung etwas besser dastehen. Ein 5. oder 6. Platz wäre drin gewesen, wenn wir nicht viermal Unentschieden gespielt hätten. Ich hoffe, wir können uns im Frühjahr noch steigern. Ich bin da guter Dinge. Jockel Rieck ist eine absolute Bank. Heiko Schickgram konnte sich gegenüber anderen Jahren athletisch steigern. Andrè Weise findet erfahrungsgemäß in der Rückrunde wieder zur Topform. Mit Uli Berger und Jörg Bauer haben wir noch Luft nach oben.

Schon bereut, diesen Job übernommen zu haben ?

Jörg Müller:

Absolut nicht. Mit Peter Wichmann tausche ich mich regelmäßig aus. Am Ende des Tages muss natürlich jeder für seine Truppe den Kopf hinhalten, er als Teamchef für die Erste der Ü50 und ich für die Zweite. Solange alle engagiert bei der Sache sind, macht es Riesenspaß mit den Jungs zu arbeiten. Ich will nur ein Beispiel nennen: Sven Küchler. Sveni springt ohne Murren ein, wo er gebraucht wird – ob es in der 1. oder 2. Mannschaft ist. Sveni kannst du, wenn es sein muss, quer durch Berlin schicken. Ein selbstloser Typ, eine Seele von Mensch.

Peter Wichmann: Vor drei Jahren wollte ich die Truppe unbedingt zusammenhalten, denn wir kannten uns schon länger. So habe ich mich angeboten. Organisieren liegt mir, so glaube ich, ganz gut. Computertechnisch war ich auch recht fit. Nur der Titel Trainer störte mich, da ich keinen Schein habe. Mit Teamchef lässt es sich aber auch ganz gut arbeiten.

Hat sich die Rückholaktion von Torsten Schrumpf gelohnt ?

Jörg Müller: Manche rümpften die Nase. Nicht allen gefallen seine Sprüche wie: „Komm, wechsle mich ein. Ich brauche noch 5 Minuten für mein Tor.“ Auch er wird sich noch steigern, hatte Wadenprobleme. Unterm Strich: ein Gewinn.

Peter Wichmann: Torsten hat keine Forderungen gestellt und dort gespielt, wo er gebraucht wurde. Er hat auch mehr nach hinten gearbeitet als in den Jahren zuvor. Außerdem brauchen wir Torsten für die Abschlussfahrten nach der Saison. Das macht er super. Tolles Engagement für den Verein.

Mit Karsten Röwer zog die Fortuna einen Weltmeister-Macher aus dem Sauerland-Box-Stall an Land. Wie gut tat das dem Verein ?

Jörg Müller: Als Mensch, als Typ eine absolute Bereicherung. Micha Schwarzer, ein Spieler aus meiner Mannschaft, hat diesen Deal vermittelt. Karsten kehrt auf keinen Fall den großen Startrainer im Boxen heraus, obwohl er Jürgen Brähmer oder Sebastian Silvester zu Weltmeistern gemacht hat. Als Amateur-Boxer traf er sogar zweimal auf Henry Maske. Fußballerisch ist er universell einsetzbar, im Angriff, im Mittelfeld und sogar als Abwehrchef, als Thomas Radatz nicht spielen konnte.

Peter Wichmann: Er war in jeder Hinsicht ein Gewinn. Und dass er nicht nur Boxen kann, sondern auch gut Fußball spielen, das hat er auch in seinem letzten Spiel bei Union gezeigt. Karsten gelang das wichtige Tor zum 1:1. Erst ein Tänzchen, so an der 9-Meter-Marke, dann mit links abgezogen. Klasse. Schade, dass sein Vertrag im Sauerland-Stall nicht verlängert wurde und er jetzt nach Schwerin geht. (Lacht) Vielleicht habe ich mich auch deshalb so super mit ihm verstanden, weil er wie ich Mecklenburger ist.

Welcher Trainer in der Bundesliga kommt Deiner Philosophie am nächsten ?  

Jörg Müller: Unions Trainer Jens Keller. Ein positiver bodenständiger Typ. Er macht kein Kasperltheater an der Linie, pflegt einen sachlichen Stil und lässt sich auch von den Medien nicht in die Fallen locken.

Peter Wichmann: Früher überzeugte mich der Ex-Jenaer Hans Meyer, auch als harter Hund mit lockeren Sprüchen bekannt. So brachte  Meyer Gladbach wieder in die 1. Bundesliga, wurde mit Nürnberg DFB-Pokalsieger und rettete auch einmal Hertha BSC.

Vielen Dank, Müllex und Peter!

 

So nun rein in die Weihnachtsparty. Mit so einem Geschenk aus der Wuhlheide feiert es sich doch viel besser. Oder ?

 

 

 

 

 

 

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